Laschet trifft Kinobesitzer Johannes Austermann

Seitdem Johannes Austermann Anfang 2019 als 22-Jähriger seinen sicheren Job bei einer Sparkasse aufgegeben hat, um das örtliche Kino zu übernehmen, ist es nie mehr so richtig still um ihn geworden. Immer wieder wird in der Region über den Jungunternehmer berichtet, der mit ganzem Herzen seinen Traum als Kinobesitzer voranbringt und dafür auch ein Gründerstipendium des Landes NRW erhalten hat. An Ideen und Tatendrang mangelt es dem CDU-Ratsmitglied nicht. Von Beginn an investierte er konsequent in Modernisierung, Nachhaltigkeit und eine Erweiterung des Angebots.
Anfang des Jahres starteten noch die landesweiten Schulkino-Wochen in seinem „Scala“ in Warendorf. Dann kam mit dem Coronavirus der Rückschlag: Der Kinobetrieb musste schon ein Jahr nach der Übernahme vorübergehend eingestellt werden. Von dieser Krise ließ sich der auch für die kommende Wahl nominierte Kommunalpolitiker allerdings nicht entmutigen. Aus der Not machte er eine Tugend und initiierte ein Autokino. Über die Auswirkungen der Krise, Unternehmergeist und kommunalpolitisches Engagement sprach Armin Laschet mit ihm bei einem Treffen in Düsseldorf.

Lieber Johannes Austermann, mit 22 Jahren ein Kino zu übernehmen, ist eine außergewöhnliche Sache. Sie sind jüngster Kinobetreiber Deutschlands. Wann kam bei Ihnen erstmals
der Gedanke auf, sich in der Form selbstständig zu machen?

So richtig klar wurde mir das erst während meiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei unserer Sparkasse. Ich hatte viel Kontakt mit den Menschen, das hat mir schon Spaß gemacht. Ich habe dann aber gemerkt, dass ich den Menschen mehr bieten will als ein Finanzprodukt. Besonders engagiert hatte ich mich schon länger ehrenamtlich für das „Theater am Wall“ der Stadt Warendorf mit Veranstaltungsorganisation und Programmplanung. Als ich dann die Gelegenheit bekam, das „Scala-Filmtheater“ als letztes von drei Kinos in Warendorf zu übernehmen, konnte ich einerseits für dessen Erhalt sorgen und andererseits etwas tun, was mir wirklich am Herzen liegt.

Wie ist es bisher für Sie gelaufen?
Gleich nach der Übernahme habe ich das Gebäude, das aufgrund seiner 170-jährigen Geschichte einen enormen Charme besitzt, von oben bis unten saniert und auch an den Angeboten gearbeitet. Wir haben beispielsweise einen Café-Betrieb eingerichtet und das Veranstaltungsangebot um öffentliche Diskussionsrunden oder Gespräche mit Filmemachern erweitert. Das ist alles schon während der Bauarbeiten unglaublich gut angenommen worden. Die Besucherzahlen haben sich im vergangenen Jahr verdreifacht. Inzwischen habe ich zwei festangestellte Mitarbeiter und acht Aushilfskräfte. Am liebsten stehe ich aber selber an der Kasse.

Und dann kam Corona...
Ja, die Krise hat uns natürlich in unserer Entwicklung zurückgeworfen. Der Erfolg des ersten Jahres – aber auch die unkomplizierte Soforthilfe des Landes – war für uns in dieser Situation überlebenswichtig. Wir haben dann auch sofort versucht, das Beste daraus zu machen und auf die Veränderungen zu reagieren. Auf einer großen Freifläche in der Stadt konnten wir ein Autokino in Betrieb nehmen. Das hat uns mit vielen ausverkauften Vorstellungen letztendlich gerettet und war gleichzeitig für die Menschen in der Stadt sicher eine sehr willkommene Ablenkung. Zuletzt hat dort beispielsweise auch die Entlassfeier zweier Gymnasien stattgefunden. Jetzt bin ich aber froh, dass es – wenn auch unter Auflagen – in unserem eigentlichen Kino weitergeht. Das ist auch direkt wieder gut angenommen worden.

Wie sieht das dann derzeit in der Praxis aus?
Wir dürfen Stand heute schon wieder bis zu 100 Leute ins Kino lassen und mit Maske ist auch der Abstand kein Problem. Wir wollen aber, dass sich unsere Besucher möglichst wohl und sicher fühlen, deshalb behalten wir trotzdem Abstand zwischen den Sitzen bei. Das Hauptproblem sind derzeit eigentlich nicht die Einschränkungen, sondern, dass die großen Produktionsfirmen die Veröffentlichung ihrer Filme verschieben. Man hat offenbar einfach zu viel Sorge, dass unter den derzeitigen Bedingungen keine guten Ergebnisse eingespielt werden. Das ist ein Problem, weil Kinos natürlich gerade auch von der Anziehungskraft der Erstaufführungen leben.

Was denken Sie, wie es für Sie weiter geht?
Schon bei der Übernahme des Kinos bin ich mit viel Optimismus an die Sache gegangen und habe nicht so sehr an die Risiken gedacht. Auch jetzt bin ich fest davon überzeugt, dass wir die Krise gut überstehen. Derzeit setzen wir halt statt neuer Filme auf die Anziehungskraft früherer Erfolge. Beispielsweise zeigen wir die Harry-Potter-Filme oder veranstalten einen Herr-der-Ringe-Marathon. Man muss kreativ sein und darf nicht den Kopf in den Sand stecken. Natürlich wäre ein weiterer Lockdown ein Problem. Grundsätzlich ist aber ja klar, dass so eine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wird und ihre Gründe hat. Ich stelle mir das in der Politik sehr schwer vor, immer zwischen möglichst viel Schutz der Bürger und möglichst wenig Einschränkungen entscheiden zu müssen.

Sie sind ja auch selber als Ratsmitglied in Warendorf politisch aktiv. Wie ist es dazu gekommen?
An der Hauptschule war ich ab der sechsten Klasse Schülersprecher und habe dabei gemerkt, dass es mir Spaß macht, mich für meine und die Interessen anderer einzusetzen. Dieses Engagement wollte ich dann weiterführen und habe geschaut, wo ich mich politisch wiederfinde. So kam es, dass ich mit 14 Jahren in die Junge Union und mit 16 in die CDU eingetreten bin. Mit 21 bin ich als Nachrücker in den Stadtrat gekommen.

Ist denn die ehrenamtliche Arbeit als Ratsmitglied mit Ihrer Arbeit vereinbar?
Natürlich sind die Rats- und Ausschusssitzungen in der Regel abends, wenn auch die meisten Filme gezeigt werden. Zum Glück sind es aber nur wenige Meter zwischen Kino und Rathaus, so dass ich das bisher gut einrichten konnte. Auch mit meinen Mitarbeitern konnte ich mich bisher immer sehr gut abstimmen, dass ich dann zwischendurch mal zu den Sitzungen gehe. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, auch nach der Kommunalwahl am 13. September weiter im Stadtrat für Warendorf arbeiten zu dürfen.

Finden Sie, dass junge Menschen in unserer Partei in angemessener Form berücksichtigt und eingebunden werden?
Bei uns in Warendorf funktioniert das prima. Da fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Für die Kommunalwahl wurden gleich vier Kandidaten unter 30 Jahren aufgestellt. Auch bei der letzten Kreisvorstandswahl hat es der JU-Kandidat zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden geschafft. Es kommt also wahrscheinlich auf den jeweiligen Ort an. Anderswo gibt es bestimmt noch Verbesserungsbedarf. Grundsätzlich finde ich, dass unsere Partei ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sein sollte – die Mischung macht‘s. Wir sollten einfach möglichst gut zusammen- statt gegeneinander arbeiten. So haben wir auch als Volkspartei Erfolg, die die Interessen aller Gesellschaftsgruppen im Blick hat. 

Ein gutes Schlusswort, dem schließe ich mich an. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Kino und Kommunalwahl!